Helfen Medikamente gegen erblich bedingten Haarausfall?

Haarausfall ist für viele Menschen ein ernsthaftes Problem und sie sind daher bereit, jede sich bietende Möglichkeit zu nutzen, um diesem Problem entgegen zu wirken. Da Haarausfall unterschiedliche Ursachen haben kann, können zur Bekämpfung einfache Verhaltensänderungen ausreichen, aber es kann auch keine Hilfe geben, wie z. B. in den meisten Fällen des kreisrunden Haarausfalls. In den meisten Fällen, nämlich zu 80 Prozent bei Männern und zu 30 Prozent bei Frauen, ist der Haarausfall hormonell und damit erblich bedingt. Gegen diese Ursache versprechen zahlreiche frei verkäufliche Medikamente und andere Hilfsmittel Abhilfe. Stiftung Warentest ist den Versprechungen einiger Medikamente auf den Grund gegangen. Dabei stellte sich heraus, dass nur sehr wenige Produkte dem Haarausfall Einhalt gebieten können. In allen Fällen benötigen betroffene Personen aber sehr viel Geduld, denn ein Erfolg zeigt sich frühestens nach sechs bis acht Wochen.

Frei verkäufliche Medikamente, Hilfsmittel und Tinkturen

Im Internet und in Kleinanzeigen werden zahlreiche Medikamente, Tinkturen und Shampoos angeboten, die gegen erblich bedingten Haarausfall helfen sollen. Jedes dieser Mittel beruht auf der Wirkung anderer Inhaltsstoffe. Die einen schwören auf ein ausgewogenes Säure-Basen-Verhältnis, andere auf Ginseng und wieder andere auf regelrechte Kräuter-Cocktails. Sogar ein Laser-Gerät soll mit einer durchblutungsfördernden Wirkung das Haarwachstum wieder anregen. All diese Produkte haben zwei Dinge gemeinsam, sie sind extrem teuer und eine Wirkung konnte bisher nicht nachgewiesen werden. Allein das Lasergerät zur Durchblutungsförderung der Kopfhaut kostet 600 Euro. Selbst hergestellte Tinkturen und Tees oder die tägliche Dusche mit kaltem Wasser regen ebenfalls die Durchblutung der Kopfhaut an, nicht aber den Haarwuchs. Auch die preisgünstigeren in der Apotheke oder im Drogeriemarkt erhältlichen Produkte wie Shampoos mit Koffeinextrakt gegen Haarausfall oder Kapseln zum Einnehmen mit Hirseextrakt, Cystin und Pantothensäure können den Prozess des Haarausfalls nicht wirklich stoppen.

Wirkstoff Minoxidil

Mit dem Wirkstoff Minoxidil verspricht das bekannte Medikament Regaine, das für Frauen und Männer in unterschiedlichen Zusammensetzungen angeboten wird, Abhilfe gegen Haarausfall. Obwohl der Wirkmechanismus dieses Stoffes auf die Haarwurzel nicht eindeutig nachvollziehbar ist, konnten klinische Studien belegen, dass der Wirkstoff den Haarausfall eindämmen und bei einigen Personen sogar neuen Haarwuchs fördern kann. In den Studien sprachen Frauen besser auf den Wirkstoff an, als Männer. Dennoch ist der wieder einsetzende Haarwuchs nur sehr schwach und nicht mit dem natürlichen Haarwuchs vergleichbar. Erstaunlich war jedoch die Folge, wenn das Mittel wieder abgesetzt wurde, denn dann setzte der Haarausfall wieder unvermindert ein. Regaine ist ein Haartonikum, das zweimal täglich auf die Kopfhaut aufgetragen wird. Mögliche Nebenwirkungen sind Juckreiz und Rötung der Kopfhaut sowie vermehrter Haarwuchs in anderen Körperregionen.

Wirkstoff Finasterid

Finasterid ist ein Wirkstoff, der in Tablettenform eingenommen wird. Die Medikamente der verschiedenen Hersteller tragen den Namen des Wirkstoffs. Das verschreibungspflichtige Mittel ist bisher nur für Männer zugelassen. Die Wirkung ist ähnlich wie bei Minoxidil, der Haarausfall wird eingedämmt und bedingt ist auch neuer Haarwuchs feststellbar. Einige Männer klagen jedoch über eine Einschränkung der Libido als Nebenwirkung des Präparats.

Wirkstoff 17-alpha-Estradiol

Der Wirkstoff 17-alpha-Estradiol wird auch als Haarwasser angeboten und greift in die Hormonbildung ein. So soll durch Hemmung des Enzyms 5-alpha-Reduktase die Bildung des Dihydrotestosterons, das für den Haarausfall verantwortlich ist, eingeschränkt werden. Erste Studien belegen zwar einen positiven Effekt, dieser ist jedoch noch nicht ausreichend nachgewiesen. Als Nebenwirkungen können Juckreiz und Rötung der Kopfhaut auftreten.

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