Haare bestehen aus langen Hornfäden. Die Struktur unserer Haare setzt sich aus unterschiedlichen Bausteinen zusammen. Im Wesentlichen bestehen Haare jedoch aus Keratinen. Keratine sind Proteine – die zu der Gruppe der Eiweiße zählen – diese werden aus insgesamt 20 unterschiedlichen Aminosäuren zu langen Kettenmolekülen zusammengesetzt. Das Haar ist grob in drei Schichten aufgebaut. Die erste Schicht besteht aus der Cuticula, folgend von der Cortex und mit dem Haarmark, der sogenannten Medulla abschließend. Die äußerste Schicht besteht aus der Cuticula, sie wird auch Schuppenschicht genannt. Diese Schicht besteht aus flachen, übereinander greifenden, verhornten und abgestorbenen Zellen, zur Haarspitze hin sind ausgerichtet wie die Struktur eines Tannenzapfens. Die Schuppenschicht zeigt den Gesundheitszustand des Haares an. Beim gesunden Haar liegt die Schuppenschicht eng an und ergibt so eine ganz glatte und durchscheinende Oberfläche. Das Licht wird optimal reflektiert und so kommt der natürlich Glanz des Haares zu Stande.
Die Cortex, auch Rinde, Faserschicht oder Faserstamm genannt, macht etwa 80 Prozent des Haaranteils aus. In dieser Schicht spielen sich die für den Friseur relevanten chemischen Reaktionen ab. Der Cortex besteht aus Faserbündeln. Diese bestehen aus einer großen Anzahl von Keratinen (Fibrillien). Diese entstehen vermutlich dadurch, dass sich Cortexzellen aneinander lagern. Die Verbindung zwischen diesen beiden Zellen wird durch den Zellmembrankomplex hergestellt, der wie eine Kitsubstanz funktioniert. Die Reißfestigkeit und Elastizität sind darauf zurück zu führen. Im inneren des Haares befindet sich die Medulla, das Haarmark. Sie besteht aus Zellwandungen, Abbauprodukten der Cortexzellen und Fetten. Der Markkanal ist für die Struktur und für den Aufbau des Haares ohne wesentliche Bedeutung.
Jedes Haar unterliegt einem natürlichen Zyklus des Wachsens und Absterbens. Im Gegensatz zu unseren Nägeln unterliegt das Haar nicht einem ständigen und kontinuierlichen Wachstum. Jeder einzelne Haarfollikel hat dabei seinen eigenen Zyklus. Dieser richtet sich nicht nach den benachbarten Haarfollikeln. Normalerweise dauert ein Haarzyklus ca. 7 Jahre.
Die erste Phase ist die Wachstumsphase: Anagenphase
In dieser Zeit wächst jedes Haar im Monat ca. 1 cm. Circa 85-90% der gesamten Haare eines Menschen befinden sich dabei zeitgleich in der Wachstumsphase.
Die zweite Phase ist die Übergangsphase: Katagenphase
Hat das Haar die Wachstumsphase abgeschlossen dann wird es von den Haarwurzeln abgetrennt und langsam in Richtung Kopfhaut geschoben. Diese Phase dauert in der Regel ca. 2-3 Wochen, und betrifft gleichzeitig etwa 1% aller Haare auf dem Kopf eines Menschen.
Die dritte Phase ist die Ruhephase: Telogenphase
In dieser Phase ruht das Haar, und ist damit auch von der Nährstoffversorgung abgeschnitten. Das Haar fällt dann in der Regel nach ca. 1-3 Monaten aus. Der Haarfollikel der das alte Haar in Richtung Kopfhaut geschoben hat wandert dann wieder zurück in die tieferen Hautschichten. Langsam beginnt ein neues Haar zu wachsen da sich der Stoffwechselprozess von neuem aktiviert. Insgesamt befinden sich ca. 10-15% der gesamten Haare zeitgleich in diesem Prozess.
Der Prozess der Haarbildung ist im gesamten menschlichen Organismus der aktivste Syntheseprozess und nur geringe Störungen können diesen Prozess beeinflussen. Bei einem durchschnittlichen Europäer hat ein einzelnes Haar einen Durchmesser von ca. 0,08 mm. Und jedes einzelne Haar wächst dabei am Tag rund 0,1-0,2 mm. Dunkle Haartypen haben dabei eine Haardichte von ca. 300, blonde Haartypen ca. eine Haardichte von ca. 900 Haaren pro Quadratzentimeter. Jeden Tag ergibt das also eine Haarproduktion von 20-30 Metern.